02/07/2024 0 Kommentare
Bericht von Superintendent Raddatz vor der Kreissynode
Bericht von Superintendent Raddatz vor der Kreissynode
# Aktuelles
Bericht von Superintendent Raddatz vor der Kreissynode
Bericht des Kreiskirchenrates bei der Synode am 26. April 2024, gehalten von Superintendent Michael Raddatz:
Einstieg
„Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.“ Prediger 12, 13
Das Wort passt: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde. Lasst uns am Ende die Summe von allem hören: „Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.“ Egal in welchem Aggregatzustand Sie hier hergekommen sind. Das ist es! So können wir alle Menschenkinder zusammenleben.
Universal auf diesem Erdenrund, auf dem wir uns kaum aus dem Weg gehen können, so sagt es Immanuel Kant. Wir müssen uns universal verständigen, damit Frieden zwischen uns Menschen herrscht: selbst wenn gegenwärtig diese Hoffnung zu verflattern scheint, selbst wenn wir mit den politischen und vielleicht auch theologischen Konzepten der letzten 20 Jahre an unsere Grenzen stoßen, so ist dieses Bibelwort doch eine Summe, auf die wir uns mit dem weisen Salomo verständigen können. Ich habe dazu viel von dem israelischen Philosophen Omri Böhm gelernt. Er ist in seinen universalistischen Gedanken an diesem Bibelwort und an der Friedensschrift von Immanuel Kant orientiert. Pflichten und Gebote, die uns als Menschen verpflichten und stärken, den Frieden zu suchen.
Er sieht diese Utopie in seiner Republik Haifa verwirklicht, in der Menschen verschiedener Herkunft friedlich zusammenleben. Er ist der Meinung, dass unsere Konzepte von Nationalen-Identitäten, auch von Brotherhood, an ihr Ende gekommen sind. Sie neigt dazu mit abstrakten Ideen andere zu verteufeln und schreckt vor Waffengewalt nicht zurück. Seiner Meinung nach kann in der gegenwärtigen Situation nur Freundschaft Gegensätze aushalten, Trauern und neue Wege finden.
Was für Omri Boehm die Republik Haifa ist, sollte meiner Meinung nach der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sein. Unsere Gemeinden und kirchlichen Orte, unsere Trauerarbeit und Familienbildung, unsere Kitas und Schulpfarrerinnen, unsere Krankenhausseelsorge und Diakoniestationen arbeiten an diesem universalen Frieden zwischen Generationen und Kulturen.
In der Praxis gibt es dabei natürlich nicht nur Highlights, wie in einem Instagramaccount, sondern auch viel Mühe und Reden, Reden, Reden, also mehr Silber als Gold.
Aus dem Kreiskirchenrat
Seit der Synode am 17./18.11.2023 gab es fünf KKR-Sitzungen und einen Strategieprozess auf einem KKR Tagung Anfang März. Das Thema war: Der Kirchenkreis im Jahr 2035.
Vier Themenbereiche wurden herausgearbeitet: 1. Freiräume und Experimente 2. Gemeinden und Kirchenkreis im Wir, 3. die Verstetigung und Evaluation von wir-Prozessen, 4. Ziele
In den nächsten vier Sitzungen des Kreiskirchenrates werden diese vier Schwerpunktthemen intensiviert. Die Ergebnisse sollen auf der Herbstsynode vorgestellt werden. Ebenso soll auf der Synode intensiv am Thema in Kleingruppen weitergearbeitet werden. In folgenden Gremien soll ebenfalls zu diesen Schwerpunktthemen gearbeitet werden: Kirchenkreis Dienstberatung, Runde der Geschäftsführenden und Konvente.
Folgende Aspekte wurden diskutiert: Wie kann Transparenz erzeugt werden? In allen Gremien, in denen die KKR Mitglieder mitarbeiten, kann aus den KKR-Sitzungen berichtet werden. Es bedarf einer Bestandsaufnahme. Was können die Gemeinden wirklich noch leisten? Was wird bereits durch den Kirchenkreis indirekt übernommen? Was wird bereits durch das KVA an Aufgaben übernommen? Wie kommunizieren die Nachbargemeinden untereinander?
Wir müssen uns ehrlich machen! Die Gemeinden sollen jetzt durch diesen Prozess mit ins Boot geholt werden, um an diesem Prozess zu arbeiten. Der KKR lädt die Gemeinden zu einem Hearing ein.
Die nächsten Schritte
Parallel zu den Gesprächen im Kreiskirchenrat haben wir einen „Denkraum“ eröffnet. Hier sind Pfarrpersonen der nächsten Generation eingeladen. Eine besondere Resonanz ergab sich zum ersten Schwerpunkt „Freiräume und Experiment“. Die Denkraum-Teilnehmenden stellen fest, dass es zu wenig Freiräume gibt, um kreativ zu sein und gut durchdachte Gottesdienste und Veranstaltungen zu entwickeln. Sie plädieren für eine Kunst des Loslassens. Die Trauer beim Abschied nehmen muss bearbeitet werden. Parallel dazu bedarf es Evaluations-Tools um Veranstaltungen, Gottesdienstformen und Projekte offen zu betrachten, um das Sinnvolle zu behalten und Sinnloses zu verabschieden.
Zukunft entwickelt sich aus Schwerpunkten
Die Gruppe ist überzeugt, dass sich Kirche der Zukunft aus den Schwerpunkten entwickelt, die in diesen Freiräumen in Gemeinden und besonderen kirchlichen Orten geboren werden.
Auf zwei Projekte will ich Sie aufmerksam machen:
• Der Kirchenkreis wird Pilotkirchenkreis für das Jobrad zusammen mit dem Kitaverband. Im Zusammenspiel mit Konsistorium und KVA entwickeln wir die vertraglichen und arbeitsrechtlichen Grundlagen, dass die Mitarbeitenden ein Jobrad bekommen können. Der Kreiskirchenrat prüft die wirtschaftlichen, rechtlichen und vertraglichen Regelungen.
• Die Gemeindekirchenratswahl 2025 kann auch parallel zum üblichen Wahlverfahren als „Online Wahl“ stattfinden. Die Erfahrungen anderer Landeskirchen zeigen, dass die Küstereien erheblich entlastet werden. Es gibt drei signifikante Altersgruppen, die von dieser Möglichkeit vor allem Gebrauch machen: die 16-25, 40-59, 80-99-jährigen
Neue Mitarbeitende in unseren Projekten
In den zurückliegenden Sitzungen sind neue Menschen mit an Bord gekommen, die im Kirchenkreis angestellt sind und uns allen mit ihrem Hiersein gut tun. Ihre Namen und die mit Ihnen verbundenen Verantwortlichkeiten will ich Ihnen vorstellen:
Die Familienbildung hat das Rucksack-Projekt in Kooperation mit dem Bezirk und mit bezirklichen Mitteln entwickelt. Das Rucksack-Projekt ist ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich. Es fördert die Sprachkenntnisse von Kindern aus Zuwandererfamilien. Wir konnten dafür: Hümeyra Çibik gewinnen. In Kürze wird eine weitere Person hinzukommen.
Das Nanni-Projekt ist auch von der Familienbildung initiiert. Dieses wird mit Andrea Kluckow verlängert.
Der Bezirk hat unseren Kirchenkreis ausgewählt, die Trägerschaft für ein Queeres Jugendzentrum zu übernehmen. Ich empfinde es als besondere Ehre, dieses Vertrauen gewonnen zu haben. Das Zentrum ist in den Räumen der Kirchengemeinde Alt Tempelhof und Michael beheimatet. Wir konnten drei Mitarbeitende gewinnen: Julian Schnorr als Leitung, Amelia Schneider macht Social Media, Luise Grühn als Pädagogische Mitarbeiterin.
Seit Kurzem konnten wir die Stelle der Kreisbeauftragten für die Arbeit mit Kindern neu besetzen. Judith Urban hat dieses Thema mit Energie angepackt.
Die fruchtbare Kooperation der Fachbereiche auf dem Campus hat eine Projektstelle konzipiert. Es ist eine Stelle, die aus Senatsmitteln nach dem Erwachsenenbildungsgesetz finanziert wird. Ronald Österreich ist verantwortlich für dieses Projekt: „Wenn alles ins Wanken gerät, Halt finden, Sinn erfahren, Lebensperspektiven entwickeln.“ Begleitet wird es durch eine Steuerungsgruppe, die aus bezirklichen und kirchlichen Fachleuten besteht unter der Leitung von Dirk Möller.
Wir freuen uns, in der Krankenhausseelsorge im Wenckebach-Klinikum weiterhin Seelsorge anbieten zu können. Die 2. Kreispfarrstelle für Seelsorge im Krankenhaus ist durch Dr. Antje Rüttgardt besetzt.
Leider vermissen wir auf dieser Synode Claudia Eichhorst. Sie hat sich beruflich neu orientiert. Ihr Aufgabenbereich, der ja auch mit dem Kirchenkreis Neukölln verbunden ist, wird neu konzipiert. Wir prüfen gerade, wie eine Stelle für Flucht und Teilhabe aussehen könnte.
Einige von Ihnen nehmen auch an dem Gottesdienstgeschehen im digitalen Raum teil. Das Format Brot und Liebe wird ja vom Team der Theologie der Stadt verantwortet: Alexander Höner und Theresa Brückner. Diese Gottesdienste „Brot und Liebe“ sind sehr kreativ gestaltet und finden Unterstützung durch eine ausgebildete Fachfrau für kreatives Schreiben Jasmin Brückner.
Frau Dr. Adolf-Wright ist zwar neu in ihrem Dienst als Vorstand das KVA, hat allerdings schon einige Stürme bestehen müssen, um das KVA auf einen neuen Kurs zu bringen. In der Immobilienabteilung müssen wir erneut nach einem Vorstand suchen. Trotzdem entwickeln wir parallel das nach den Kirchengesetzen geforderte Leistungsverzeichnis, damit die Gemeinden Klarheit in der Zusammenarbeit mit dem KVA bekommen. Dieses Leistungsverzeichnis wird vom Verwaltungsrat beschlossen.
Es sind zehn Menschen, die neue Impulse einbringen und neue Fragestellungen bearbeiten. Allen wünschen wir Power und Segen!
In Bezug auf die ForuM Studie liegt mir für unsere Befassung heute Abend noch am Herzen. Wir haben im Kirchenkreis schon einen längeren Weg hinter uns. Mehrere Fachbereiche haben unser Präventionskonzept und das Interventionsthema bearbeitet. Es gibt dazu ein Team bestehend aus den beiden KAPS: Ulrike Biskup und Sven Steinbach. Christina Kettler und neu Judith Urban. Vielen Dank für Ihren Einsatz. Uns ist sehr wichtig, dass wir den vor uns liegenden Prozess ernsthaft gestalten und in Abstimmung mit den verschiedenen Ebenen der Landeskirche voranbringen.
In der Runde der Geschäftsführenden bin ich immer wieder begeistert, wie ideenreich Sie sich vor Ort zeigen in einer diakonischen, verkündigenden, gemeinschaftsbildenden und feiernden Haltung.
Für diese Haltung will ich ihnen ein Beispiel ans Herz legen: Die Kirchengemeinde Mariendorf-Ost hat seit kurzem eine Ausgabestelle für LAIB und SEELE. Sie haben ihre Gemeindearbeit im Hinblick auf den Sozialraum analysiert und sich dann beherzt diese Ausgabestelle geöffnet. Die Kirchengemeinde Lichtenrade ist mit dem Kinder- und Jugendhaus ebenso eine starke diakonisch ausgerichtete Gemeinde, schon viele Jahre. Nun ist sie noch einmal stark eingestiegen baut und entwickelt. Beide Projekte erfahren auch finanzielle Zuwendung: Die Gemeinde Mariendorf Ost durch die Grotjahn-Winter Stiftung und die Kirchengemeinde Lichtenrade durch den Bezirk.
Die Kirchengemeinde Alt Schöneberg hat die Alt-Katholiken in ihren Räumen aufgenommen. Sie feiern miteinander und ergänzen einander im pädagogischen Bereich. Kürzlich hat der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg den Ökumenepreis 2024 diesen beiden Gemeinden verliehen. Glückwunsch!
Zu dem gemeinschaftsbildenden Moves gehört auch der neue Konfirmandenkurs, der allen Gemeinden offen steht: Kontour= Konfi on tour. Im Kreiskirchenrat wurde ja auf ausdrücklichen Wunsch der Gemeindevertreter eine Mitarbeiterin im Konfirmandenunterricht gefordert: Kati Geighardt hat diesen Kurs entwickelt zusammen mit der Gemeinde Zum Guten Hirten. Der Kurs steht allerdings allen offen, die Konfirmandenkurse in Gestalt einer Pilgerreise mit Fahrten und Blocktagen schätzen.
In der Runde der Geschäftsführenden haben wir die neuen Mitgliedszahlen besprochen. Das erste Mal haben wir sie nicht einfach zur Kenntnis genommen, sondern diskutiert. Das hat gut getan. Besonders als die Vertreter der Gemeinde Zum Guten Hirten berichteten, dass sie eine GKR-Rüste mit dem Mitautor der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung Nr. 6 gemacht haben. Prof. Detlef Pollak ist Gemeindeglied und hat neben der ernüchternden Betrachtung der Zahlen der Gemeindeleitung doch auch Perspektiven für ihre Weiterarbeit geschenkt: Eine besondere Bindungskraft habe die Konfi-Arbeit.
Eine kleine meschugge Bemerkung am Rande: Nach Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung Nr. 6 ist das Vertrauen der evangelischen Christen in die verschiedenen kirchlichen Ebenen besonders gering bei einer Institution ausgeprägt: Dem Papst. Ausgerechnet diesen haben wir mit unserem Projekt Lebensmelodien gerade besucht. Vielleicht ist auch er auf der Suche nach neuen Partnern und Bindungen. Das Gespräch mit ihm machte einen solchen Eindruck. Ich soll Euch jedenfalls von ihm grüßen!
Mir liegt besonders am Herzen, Ihnen allen für Ihr Engagement zu danken. Selbst wenn die Mitgliedszahlen zurückgehen, ist Ihr Engagement ungebrochen in allen Ebenen unseres Kirchenkreises. So danke ich Ihnen als Ehrenamtliche und Beruflich Mitarbeitende. Ich danke unserem Einladenden, Präses Manuel Starck und der gastgebenden Gemeinde Lichtenrade und wünsche uns allen einen gesegneten Synodenverlauf.
Kommentare