02/07/2024 0 Kommentare
Über den Kita-Resturukturierungsprozess: Im Interview Pfarrerin Bettina Schwietering-Evers
Über den Kita-Resturukturierungsprozess: Im Interview Pfarrerin Bettina Schwietering-Evers
# BERLIN: Aktuelles
Über den Kita-Resturukturierungsprozess: Im Interview Pfarrerin Bettina Schwietering-Evers
Frau Schwietering-Evers, Sie haben seit zwei Jahren den Prozess einer Kita-Neustrukturierung begleitet. Warum gab es diesen Prozess?
Kitas sind das Herzstück vieler unserer Gemeinden und wir als evangelische Kirche werden zu Recht als wichtiger Berliner Träger und Akteur in der Kitalandschaft wahrgenommen. Einen Platz in einer evangelischen Kita vor Ort zu bekommen ist für viele Eltern ein großes Glück und die Begleitung der Familie durch Kita und Gemeinde ist eine echte Hilfe. Sowohl die Gemeinden als auch die Familien genießen dieses Zusammensein. Die Leitungen der Kirchenkreise sehen das und wollen das unbedingt erhalten und stärken.
In Tempelhof-Schöneberg und in Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es im Moment verschiedene Trägerstrukturen und unterschiedliche Modelle, evangelische Kitas zu betreiben. Das erweist sich als zunehmend schwierig. Denn die Anforderungen an den Kitabetrieb wachsen ständig. Deshalb ist ein Prozess zur Kita-Neustrukturierung angestoßen worden. Es wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die – unter externer Moderation – zunächst die vielfältigen Bedürfnisse und Anforderungen in der Arbeit von Kindertagesstätten zusammengetragen und bedacht hat. Die Ergebnisse wurden regelmäßig mit einer größeren Resonanzgruppe von Fachleuten aus unseren Kitas diskutiert.
Am besten lassen sich unsere Diskussionen und Ergebnisse so zusammenfassen: Wir wollen das Gute bewahren, aber die Verantwortlichkeiten und kommunikativen Prozesse verbessern. Unser Ziel ist es, Kinder ganzheitlich zu fördern und fürs Leben stark zu machen. Dabei sollen Prozesse erleichtert und Verantwortung gemeinsam wahrgenommen werden. „Gemeinsam“ meint hier sowohl die beiden großen Nachbarkirchenkreise, als auch die Kirchenkreise und die Gemeinden.
Kurz gefragt geht es doch immer wieder um die Frage, ob es für die Kitas einen Verbund oder einen Verband geben soll, oder?
Wir haben in der Resonanzgruppe zunächst eine Fülle von verschiedenen Trägermodellen bedacht und geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, zwei Modelle zu favorisieren: Das eine ist ein Verbund. Hier verbleiben die Trägeraufgaben bei der jeweiligen Kirchengemeinde, mehrere Träger schließen sich dann zusammen und stellen eine umlagefinanzierte Geschäftsführung an.
Ein anderes Modell ist der Verband: Hier geben Kirchengemeinden die Trägerschaft ihrer Kita an eine Körperschaft öffentlichen Rechtes in der EKBO ab. Diese Körperschaft wird von den Kirchenkreisen gegründet und es wird eine hauptamtliche Geschäftsführung mit einer oder mehreren Personen beschäftigt. Die Kitas vor Ort bleiben dabei intensiv in das Gemeindeleben eingebunden. Das ist auch in der Satzung und in den Kooperationsverträgen festzuhalten.
Welches Modell favorisieren denn die Kirchenkreise Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf, die diesen Prozess auf der Ebene von Berlin Mitte-West geführt haben?
Ob ein Verbund gegründet wird, ist ja eine Frage, die allein die Kirchengemeinden entscheiden. Wenn Gemeinden dieses Modell bevorzugen, können sie selbstverständlich einen Verbund gründen. Die Gründung eines Verbandes ist eine Frage, die wir auf der Kirchenkreisebene entscheiden müssen. Das Ziel unserer beiden Kirchenkreise ist es, einen Verband zu gründen, der mit zwei Geschäftsführenden und Personal für das Sekretariat professionell aufgestellt ist. Gerade um einen Verband mit viel Knowhow ins Leben zu rufen, ist eine größere Einheit wie Berlin Mitte-West sinnvoll.
Nun gibt es in den Gemeinden und Kitas Ängste und Befürchtungen vor diesen Modellen. Ist der Verband ein Angebot an die Gemeinden oder eine Pflicht, dabei zu sein?
Nein, das ist ein Angebot an die Gemeinden. Wir wollen gut laufende Strukturen nicht zerschlagen. Wir müssen aber auch die weitere Zukunft im Blick behalten und möchten Strukturen schaffen, die die Gemeinden und die ehrenamtlich arbeitenden Leitungsgremien auf Dauer entlasten. Natürlich werben wir für unser Modell, aber Druck üben wir nicht aus. Beide Kirchenkreise gehen deutlich in die Vorlage und bieten etwas an. Unser Ziel ist dabei, die Kitalandschaft vielfältig zu erhalten und – wo es geht – noch auszubauen.
Foto: pio 3 / fotolia
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