Ein besonderer Tag in der Klasse 6b

Kinder malen Weihnachtskarten für Menschen in Pflegeheimen – das war unsere Aktion in der Adventszeit. Die Karten wurden zu Weihnachten an viele alte Menschen verteilt und haben große Freude bereitet. Um von dieser Freude zu berichten, hatte uns die 6b der Grundschule am Dielingsgrund eingeladen, in ihren Unterricht zu kommen. Die beiden Religionslehrerinnen hatten auch angekündigt, dass die Schüler*innen einige Fragen haben – auch zum Thema Demenz.

An einem Dienstag Ende Februar war es dann soweit: Ich machte mich auf nach Lichtenrade, hatte ein paar Bilder und Segensglöckchen dabei und war darauf eingestellt, dass es ein eher kurzer Besuch werden wird, da das Thema die meisten Kinder sicherlich nicht so interessieren würde.

Was ich dann an diesem Vormittag erlebte, hat mich zutiefst berührt.

Nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch die beiden Lehrerinnen erzählte ich den Kindern von der Weihnachtskartenfreude und nutzte diese wunderbare Gelegenheit, ihnen persönlich für die viele Mühe herzlich zu danken. Ganz kurz erzählte ich auch, was das Geistliche Zentrum Demenz ist und was wir dort so machen, und dann bat ich die Schüler*innen, ihre Fragen zu stellen. Es waren so viele Fragen und so viele bewegende Geschichten und Gedanken und sie nahmen gar kein Ende: „Kann es sein, dass jemand vergisst, dass er Demenz hat?“, „Ist es nicht wichtiger, dass jemand für jemanden da ist, der viel vergisst, als dass man ihn immer verbessert?“, „Wie kann man Demenz testen?“, „Haben Menschen mit Demenz Spaß am Leben?“, „Langweilen sich Menschen in Pflegeheimen?“ „Wer tröstet sie, wenn sie traurig sind?“. Die Fragen der Schüler*innen waren so vielseitig und es war deutlich zu spüren, wie sehr sie sich in die Welt der alten Menschen hineinfühlen können und es ihnen alles andere als egal ist, wie es ihnen geht. 2x unterschiedliche ihnen

Wir sind gemeinsam darauf gekommen, dass Menschen mit Demenz häufig ihr Zuhause suchen, aber sie das Zimmer in dem Pflegeheim, das sie bewohnen, nicht ihr Zuhause ist. „Wenn meine Mama mich aus der Kita abgeholt hat und ich auf ihren Arm gesprungen bin, habe ich immer ihr Parfüm geschnuppert. Dieser Geruch wird für mich immer mein Zuhause sein“, sagte ein Schüler. „Für mich ist Zuhause der Blick aus meinem Fenster in den Garten“, sagte eine andere Schülerin. Für ein anderes Mädchen ist Zuhause, die Stimme ihres Vaters zu hören, wenn er am Abend zur Tür hereinkommt. Für die Kinder ist es ganz klar: Das werden sie nie vergessen. Der Geruch des Parfüms der Mama wird noch dann Zuhause sein, wenn alles andere vergessen scheint. Auf die Frage, was wohl bis zum Lebensende das wichtigste für Menschen ist – ob mit oder ohne Demenz – war die Antwort auch klar und einfach: die Liebe.

Und diese leuchtet durch alles, was ich an diesem Tag mitnehmen durfte. Neben diesen vielen wertvollen Gedanken haben mir die Schüler*innen auch unglaublich viele wunderbare Geschenke mitgegeben: gebastelte Blumen, Zeichnungen, Osterkarten, einen Osterstrauß mit vielen bemalten Holzanhängern, Osterkarten und ein Gemälde, das sie gemeinsam gemalt haben. Das Bild verdient einen wunderbaren Platz in einem Heim, an dem es zukünftig von ganz vielen Menschen bewundert werden kann.

Ein zwölfjähriger Schüler hat ein Bild gemalt, das wir in seinem Namen einem Heim schenken sollen. Er hat mehrere Tage daran gemalt und er überreichte es in einem passenden Rahmen. Wir werden uns nur schwer von diesem Bild trennen können. Vielleicht stellen wir uns Demenz auch ein Bisschen so vor, wie sein Bild: So vieles ist da und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. 

Ein Mädchen sagte, es sei ihnen ganz besonders wichtig, dass wir den alten Menschen sagen, dass es viele „gute“ Kinder gibt, die ein großes Herz für alte Menschen haben. Liebe Klasse 6b, genau das tun wir seit meinem Besuch bei Euch! Und die Freude über diese Nachricht ist groß - bei den alten Menschen und auch bei denen, die sich um sie kümmern.